kai 1 hat geschrieben: Der Link ist nur für Mitglieder sichtbar. Bitte registriere Dich oder logge Dich ein.
Ich halte sehr viel von Horst LĂŒning - als Whisky-Experten.
Aber seine ĂuĂerungen zum Thema ElektromobilitĂ€t habe ich oft schon mit einem Stirnrunzeln verfolgt - hier ist ER nĂ€mlich ganz offenbar nicht wirklich objektiv. Wahrscheinlich weil er selbst einen Tesla fĂ€hrt und ... ich nenne es mal âE-Auto-verliebtâ ist.
Einer der Fehler in seiner Argumentation ist allein schon: Autos halten heute im Schnitt 18 Jahre - und da beim E-Auto weniger VerschleiĂteile vorhanden sind, wird dieses noch viel lĂ€nger halten.
=> Sorry, aber das ist völliger Blödsinn!
Erstens werden bei herkömmlichen Autos VerschleiĂteile (wie der von ihm zitierte Auspuff) halt einfach gewechselt - und diese sind in der Regel nicht so teuer, dass es automatisch zu einem Totalschaden kommt und eine Reparatur daher unrentabel wĂ€re. Ist hingegen bei einem E-Fahrzeug wie dem Tesla irgendwann mal der Akku defekt (und ja, dies WIRD passieren!), ist dies ein deutlich 5-stelliger Betrag.
Zweitens sind die E-Fahrzeuge mit ihrer ganzen (Leistungs)Elektronik NICHT unanfĂ€llig! Ja, der Elektromotor wird sicher Jahrzehnte durchhalten - bringt aber nix, wenn im Gegenzug nach zehn, zwölf Jahren ein halbes Dutzend Defekte an Umrichter, KI, Battery-Charger etc. aufgetreten sind (die jeweils auch richtig Asche kosten!). In diesem Zusammenhang: Seine ĂuĂerung, dass im E-Auto WENIGER Elektronik bzw. Mikrochips verbaut sind (mit seinem Hinweis auf seltene Metalle), ist auch ziemlich gewagt. Ja, es sind weniger Sensoren drin - es gibt keine AbgasĂŒberwachung und keinen Luftmassenmesser. Soweit richtig. Aber ALLE Zellen seines Akkus (und das sind Tausende!) sind ĂŒber ein Battery-Management ĂŒberwacht, und um Unterschieden (bzw. mit der Zeit auftretenden Verschiebungen) in einzelnen Zelladungen vorzubeugen oder auch unterschiedliche ZellkapazitĂ€ten auszugleichen wird ein âCell Balancingâ durchgefĂŒhrt. Was glaubt er wohl, wie DAS passiert? HeinzelmĂ€nnchen mit âLadungspumpenâ (kleiner Schmunzler fĂŒr E-Techniker
)....? Und er
WEIà das eigentlich auch - das Thema Cell-Balancing hat er in einem anderen seiner Videos nÀmlich ebenfalls thematisiert.
Drittens hĂ€lt der Akku eines E-Autos sicher KEINE 18 Jahre. Oder zumindest wird nach 18 Jahren die KapazitĂ€t deutlich verringert sein. Besonders wenn man den Tesla hĂ€ufiger mal einer Schnelladung unterzieht. Ein Akku altert nĂ€mlich nicht nur mit der Anzahl seiner Ladezyklen, sondern auch mit zunehmendem Alter und dem Temperatur-Stress, dem er unterzogen wird. Insofern ist es nur bedingt aussagekrĂ€ftig, wenn von Teslas mit 300tkm berichtet wird - wenn diese erst vier oder fĂŒnf Jahre alt sind. Wenn der Akku irgendwann viermal so alt ist, ... ja DANN schauen wir mal.
Dass er den Akku im E-Auto mit seiner E3/DC-Speicheranlage im Keller vergleicht (was ĂŒbrigens witzig ist: Ich bin bei E3/DC schon zweimal in der Fertigung gewesen und habe zwei der Entwickler kennen gelernt - kein ScheiĂ jetzt!), ist genau so unhaltbar, wie der von ihm zurecht kritisierte Vergleich mit dem Handy-Akku. Warum? Weil aus seiner E3/DC-Speicheranlage (im Gegensatz zu seinem Tesla beim Beschleunigen) NIEMALS eine Momentan-Leistung von 200 oder 300 Kilowatt entnommen wird und auch die Ladeströme deutlich geringer sind als beim Schnelladen seines rollenden Elektrobaukastens. Und genau DAS lĂ€sst Akkus schnell altern: Hohe Lade- und Entladeströme.
Ein weiterer Punkt: Er vergleicht das Vorkommen von Lithium mit dem Vorkommen von in Katalysatoren verwendeten seltenen Metallen wie Platin und weist auf das 12-tausendfache Vorkommen von Lithium gegenĂŒber Platin hin.
Soweit richtig - aber dann eine lapidare Aussage wie âNatĂŒrlich braucht man fĂŒr einen Katalysator etwas weniger Platin als man fĂŒr nen Akku Lithium braucht.â zu tĂ€tigen, ist absolut unseriös! â
Etwas wenigerâ? WĂ€hrend in einem Tesla-Akku je nach KapazitĂ€t 10...15 Kilogramm Lithium stecken, sind in einem Katalysator wenige Gramm Platin vorhanden! Dieses ist nur auf die OberflĂ€che der Katalysator-Wabenstruktur aufgedampft und ist so dĂŒnn, dass ein einziges Gramm Platin mehrere Quadratmeter (!) Katalysator-OberflĂ€che bedeckt.
Und er lĂ€sst sich auch ĂŒber die Problematik der Rhodium-Förderung (ebenfalls im Katalysator vorhanden) aus - aber zum bisher noch ĂŒblicherweise im E-Auto-Akku verwendeten Kobalt verliert er kein Wort.
In diesem Sinne: Genau DAS, was Horst den Kritikern der E-MobilitÀt vorhÀlt, passt meines Erachtens auch genau so auf IHN: Mangelnde ObjektivitÀt und das Verschweigen/VernachlÀssigen von Fakten, die SEINER Meinung entgegen stehen.
GruĂ
Christian
P.s.: Nur um das klar zu sagen: Autos mit Verbrennungsmotoren sind
natĂŒrlich umweltschĂ€dlich!
Aber die momentan vielpropagierte E-MobilitÀt ist es (zumindest mit der momentanen Akku-Technik) halt ebenfalls - und in meinen Augen der falsche Weg.