Moinsen!
ACQ92 hat geschrieben:Wie sieht denn das mit der "Langlebigkeit" solcher Motoren aus?
Kommt darauf an, was genau man darunter versteht.
Grundsätzlich (also rein mechanisch) sind die aktuellen Turbodiesel eigentlich recht robust - da hat Rüdi schon recht, teuer ist das „Drumherum“.
Nachdem das Problem mit dem unterdimensionierten Ölpumpenantrieb Ende 2009 beseitigt wurde, sind echte Motorschäden vergleichsweise selten.
Bei uns in der Firma sind im Raum Deutschland/Österreich/Schweiz zwischen 300 und 400 Firmenfahrzeuge unterwegs (BMW, Mercedes, Opel, Audi, VW, Skoda), und die meistgefahrenen Motoren sind die 2-Liter-TDI. Üblicher Leasingzeitraum ist (je nach persönlicher Jahresfahrleistung) dreieinhalb bis vier Jahre, abgegeben werden die Autos dann mit etwa 140...200tkm.
Und ich kann mich in den letzten Jahren nicht an einen einzigen echten Motorschaden bei einem meiner Kollegen erinnern, mit denen ich so zu tun habe.
Kleinigkeiten kommen halt mal vor. So hatte letztes Jahr ein Kollege bei seinem Octavia nen geplatzten Druckschlauch => Notlauf => Werkstatt => einen Tag Leihwagen => nächsten Tag den Octavia wieder abgeholt.
Ich selbst habe 2014/2015 elf Monate lang einen Skoda Superb mit 140PS-TDI gefahren (von km-Stand 77tkm bis 129tkm) und seit gut drei Jahren jetzt besagten 150PS-Passat (neu übernommen, aktuell ca. 156tkm) - und auf diesen über 200tkm mit beiden Fahrzeugen hatte ich nicht das kleinste Motor-Problem.
Ich schimpfe zwar immer mal wieder über den Passat - aber das beschränkt sich eigentlich ausschließlich auf das Gebiet Elektrik/Elektronik/Beleuchtung. Über den Antrieb kann ich absolut nix Negatives berichten (mal abgesehen davon, dass ich persönlich 4-Zylinder-Turbodiesel grundsätzlich für unharmonische Behelfsantriebe erachte - aber das ist ein anderes Thema).
Was bei den Dieseln halt problematisch ist, das ist die vielzitierte AGR-Kühler-Einheit. Die ist bei uns in der Firma unauffällig, da die Fahrzeuge erstens nicht wirklich alt werden und zweitens im Außendienst bewegt werden => viel Autobahn, relativ viel Vollast, kaum Kurzstrecke. Daher auch Durchschnittsverbräuche von (ja nach Motor und Fahrer) 6..8 Litern.
Wenn aber Mutti so einen Motor hauptsächlich zum Einkaufen und Brötchenholen benutzt oder Opa nur seine sonntäglichen Überlandfahrten mit konstant 75 km/h macht (egal ob 70er- oder 100er-Zone
) um sich hinterher am Durchschnittsverbrauch von 4,1 oder 4,2 Litern zu erfreuen ... dann ist klar, dass man dem DPF und dem AGR-Ventil beim Verkoken quasi zuschauen kann.
Bei den Benzinern gibt‘s halt mehrere Problemstellen. Hier kann ich nur wenig aus meinem direkten Umfeld erzählen, aber es wird immer wieder von verkokten und festsitzenden Kolbenringen bei diversen Serien der VAG-FSI- und T(F)SI-Motoren berichtet.
Außerdem das leidige Thema Steuerketten ... wobei hier hauptsächlich die etwas älteren 1.2- und 1.4-Liter-Motoren betroffen sind. Seit einigen Jahren werden ja wieder Zahnriemen verbaut (einfach mal nach EA211 googlen).
Ein grundsätzliches konzeptionelles Problem der Benzin-Direkteinspritzer ist das Verkoken der Einlassventile und -Kanäle. Da früher bei Saugrohreinspritzern der Sprit direkt VOR das Einlassventil gespritzt wurde, hatte dies eine reinigende Wirkung (es gab sogar auch hier teilweise Verkokungs-Probleme - siehe die ersten ACK - dort hat man ja bekanntermaßen nach einiger Zeit andere ESVs verbaut). Beim Direkteinspritzer bleibt diese „Reinigung“ halt komplett aus.
Besonders stark betrifft dies die hochdrehenden FSI-Saugmotoren wie z.B. im RS4-B7.
Dort sehen die Ansaugkanäle nach einigen Jahren dann oft so aus:
=> Da ist es dann auch kein Wunder, wenn von den angegebenen 420 PS (von welchen in der Praxis auf dem Prüfstand auch neu meist ohnehin „nur“ 400...410 PS vorhanden waren) nur noch 350 oder 360 PS übrig sind.
ACQ92 hat geschrieben:... und eigentlich sind die Kisten ihr Geld nicht wert...!"
DA bin ich absolut derselben Meinung.
Mal als Denkanstoß: Volkswagen hat in 2016 und 2017 in den USA 25 Milliarden an Strafen und Entschädigungszahlungen gelöhnt - und TROTZDEM in 2017 einen Netto(!)-Rekordgewinn von rund 11,4 Milliarden Euro eingefahren. Kann man sich also selbst die Karten legen, ob die Kisten das aufgerufene Geld tatsächlich „wert“ sind...
Gruß
Christian