Moinsen!
Ja, ich gebe Dir absolut Recht, dass das Hauptproblem der heutigen Motoren die Einsparungen bzw. die teilweise schlechten bzw. unzuverlässigen Umsetzungen im Detail sind, gar keine Frage!
Und dass diese Probleme heutzutage alle Hersteller betreffen, da bin ich auch voll dabei!
Mir stellt sich aber eben einfach folgender Schluss dar: Hintergrund des Downsizings ist der Wunsch nach besserer Effizienz (jedenfalls auf dem Prüfstand). Daraus folgt eine notwendige Reduzierung der Reibung und der innermotorisch oszillierenden Massen. Also weniger Zylinder und weniger Hubraum.
Um dann aber noch eine vergleichbare Leistung aus dem Motor zu holen wie früher bei den größeren Motoren, muss viel mehr Technik verbaut werden. Also kommen Turbolader, variable Steuerzeiten usw. zum Einsatz. Um jetzt auch noch den Teillastbetrieb effizient zu machen, wird bis an die Grenze abgemagert - dies bedingt dann aber Klimmzüge wie beispielsweise an den Zylinderkopf angegossene und mit Kühlwasser durchströmte Abgaskrümmer und ähnliches (siehe 1-Liter-Eco-Furz-Motor), damit der Motor nicht den Hitzetod stirbt.
Zum Schluss müssen dann auch noch die Abgaswerte in den Griff bekommen werden, beispielsweise liegt der Stickoxidgehalt bei Lambda = 1..1,1 sehr hoch, bei noch magererer Verbrennung steigen die HC-Werte stark an. Also werden unter Anderem Abgasrückführungs- und Sekundärluftsysteme (inklusive der dazugehörigen Ventile und Ansteuerungen) verbaut.
Und dieser ganze Rotz ist einfach in Summe teuer und fehleranfällig.
Schau Dir mal einen 1,8-Liter-EA827 aus Mitte/Ende der 80er-Jahre an. Den kannst Du wenn Du willst auf dem Hof mit Werkzeug für nicht mal hundert Euro komplett zerlegen und wieder zusammen bauen. Und bei vernünftiger Wartung hält der problemlos ne halbe Million Kilometer. Und jetzt stell mal nen 1,2-Liter-TFSI daneben. Der verbraucht auf dem Prüfstand drei Liter weniger, in der Praxis tatsächlich nur einen Liter weniger als der 827er ... ist aber dreimal komplizierter und kostet auch etwa dreimal so viel.
Bei meinem damaligen ABK habe ich (kein Scheiß!) für den Wechsel der kompletten Hydrostößel auf dem Hof exakt eine Stunde gebraucht - von "Motorhaube-auf" bis "Motorhaube-zu". Ein Zahnriemenwechsel inklusive Spannrolle hat sogar noch etwas weniger Zeit in Anspruch genommen.
Heute brauchst Du für vergleichbare Arbeiten nen kompletten Tag, unter anderem weil Du jede Menge Peripherie aus- und wieder einbauen musst - welche im Zuge des Downsizing-"Fortschritts" hinzu gekommen ist.
Also: Ich bin bei Dir, dass die generelle Haltbarkeit des Grundmotors aufgrund des Downsizings nicht automatisch deutlich schlechter ist als früher. Aber weil im Zuge des Downsizings die Technik einfach viel komplizierter und umfangreicher geworden ist, ist sie letztlich dann doch anfälliger. Und halt in Hinblick auf Wartung und Reparaturen viel zeit- und kostenintensiver. Und das wiederum nutzt nur den Herstellern und in keinster Weise den Autofahrern.
Gruß
Christian
P.s.: Und was die Leistungsentfaltung und Laufruhe eines 1,4-Liter-T(F)SIs im Vergleich zu einem nominell gleich starken 2,8-Liter-V6 angeht will ich lieber gar nicht erst anfangen...