Ich greife das Thema nochmal auf und berichte mal, was ich bisher gemacht habe, um die Fragestellung auf eine sachliche Basis zu stellen.
Die gegenteiligen Erfahrungen, ob man "durch den TÜV" kommt oder nicht, könnten in der Tat an der Kenntnis / Unkenntnis oder Laune des jeweiligen Prüfers liegen.
Danke Marcus (quattro-sa), daß Du das so auf den Punkt gebracht hast
Deshalb habe ich erstmal den Anbieter (
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Den Schriftverkehr möchte ich Euch nicht vorenthalten:
Sehr geehrte Damen und Herren,
als Mitglied des Audidriver-Clubs mit über 4000 Mitgliedern wende ich mich heute mit einer speziellen Fragestellung zu einem von Ihnen angebotenen Produkt an Sie.
Unser Club widmet sich überwiegend der Erhaltung und Reparatur von Audi Fahrzeugen bis Baujahr 1996, in der Regel sind es allerdings ältere Modelle.
Auf Ihrer Internet Seite haben wir eine Rubrik "Polyamidrohr zur Verwendung im Fahrzeugbau" gefunden, u.a. auch das notwendige Zubehör wie Klammern und Gummiformteile zur Befestigung der Kraftstoffleitungen. Sie können sich vorstellen, daß an etlichen Fahrzeugen unserer Mitglieder die Kraftstoffleitungen korrodiert sind und ersetzt werden müssen. Zudem sind die Originalleitungen in der Regel nicht mehr zu beziehen, sprich ersatzlos gestrichen worden.
Um es kurz zu machen, es gibt gegenteilige Aussagen zur Zulässigkeit der Verwendung von Polyamidrohr als Kraftstoffleitung vom TÜV. Dies könnte an Unkenntnis oder fehlenden Unterlagen liegen. Können Sie uns möglicher Weise entsprechende Unterlagen oder Referenzschreiben zur Verfügung stellen, die belegen, daß diese Leitungen durchaus alternativ zu verzinkten Stahlrohren an Audi Fahrzeugen - oder allgemein an Fahrzeugen - verwendet werden dürfen?
Ihre Stellungnahme bzw. Antwort würde ich im positiven Falle in unserem Forum veröffentlichen wollen - selbstverständlich Ihr Einverständnis vorausgesetzt.Die Antwort von Herrn Marco Wunderlich (
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Sehr geehrter Herr ....,
Unterlagen habe ich keine zu liegen, da müsste ich beim Hersteller anfragen, ob die irgend etwas haben. Einen generellen Freibrief, wie Sie ihn sich wünschen wird es aber mit
Sicherheit nicht geben.
Hier meine Erfahrungen/Halbwissen:
1: Aus Sicht des Prüfers sind Ersatzteile in gleicher Form, Beschaffenheit und Eigenschaften zu Verwenden. Da die Typzulassung mit Stahlleitungen durchgeführt wurde, bedeutet es, dass Stahlleitung mit Stahlleitung ersetzt werden muss.
2: Es wird sehr stark vom individuellen Einsatzzweck abhängen. Stahlleitungen, die sehr nah an Krümmern/Hosenrohren vorbeilaufen würde ich auch nicht unbedingt mit Kunststoffleitungen ersetzen wollen. Stahlleitungen haben eine hohe Steifigkeit und gute plastische Verformbarkeit, die es ermöglich die Leitung in schwierigen Einbausituationen stark gebogen frei zu verlegen (z.B. Audi 80 unter dem Wasserkasten, Audi 100 im Bereich des hinteren Radlaufes) Dort sind die Kunststoffleitungen schon aus praktischen Gründen schwierig zu verwenden. Es müssten eventl. zusätzliche Halter platziert werden, um das auszugleichen.
Bei meinem C3 wurde z.B. die Kunststoffleitung im Bereich des hinteren Radlaufes an den alten Stahlleitungen befestigt. Das ist nicht besonders elegant und der Prüfer mag Befestigungen mit Kabelbindern eher nicht so, bei mir gab es aber noch nie Probleme bei der HU, Bei meinem wurden nur die Leitungen am Unterboden getauscht und mit einem Stück Benzinschlauch mit der alten Stahlleitung verbunden. Im Motorraum und Spritzwand ist noch Stahl.
3: Jeder Prüfer/ jede Prüfstelle/ Prüforganisation hat seine eigene Meinung, das wird schon beim Thema Nickel-Kupfer-Bremsleitug deutlich (Unser Prüfer vom TÜV Süd/Franken sagt, dass es prinzipiell nur dort erlaubt ist, wo es auch original verbaut wurde oder es eine Freigabe vom Fahrzeughersteller gibt, sonst nicht. Er persönlich verbaut aber auch diese Leitung in seinen Fahrzeugen. Aussagen von Kunden, die wo anders beim TÜV nachgefragt hatten berichten, dass bestimmte Hersteller beim TÜV als zulässig im System gespeichert sind (2x TÜV,
zwei komplett gegensätzliche Aussagen). Eine (ältere) Aussage unseres Prüfers war: Polyamid ist Großserienstandard und eine dichte Kunststoffleitung ist immer besser, als eine angerostete bzw. verrostete und womöglich undichte Stahlleitung
4: Gerade beim Audi werden serienmäßig bereits Polyamidleitungen verwendet, wenn auch etwas dickwandigere als die Standardleitung 8x1, die für den Stahlrohr-Ersatz geeignet ist (z.B. Tankinnenleitung von der Tankinnen-Pumpe zum Flansch (9x1,5mm), Vom Flansch (Deckel) bis zum Druckspeicher als (gummiummantelte) Polyamidleitung (Aussagen beziehen sich auf Audi 100 Typ 44) und alle Leitungen mit Edelstahlgeflecht am Mengenteiler (Eingang, Rücklauf und zu den Einspritzdüsen/Warmlaufregler) sind aus Polyamid.
5: wir haben auch die Stahlleitungen im Programm, allerdings nicht mehr in olivgrün sondern in schwarz, eigene Einbauerfahrungen fehlen aber.
6: Polyamidleitungen haben (neben der schlechten Verformbarkeit) eine unschöne Eigenschaft, die nach dem Einbau gelegentlich für Mißstimmung führt: Die Leitungen bzw. das Material kann Feuchtigkeit aufnehmen und "quellen", d.h. nach dem Einbau werden die gerade verlegten Leitungen länger und biegen sich zwischen den Haltern durch. Je nach Lagerung und Grad der Austrocknung" kann das unterschiedlich stark auftreten.
Das war meine kurzfristige Antwort, auch wenn dieser Exkurs Ihnen wahrscheinlich nicht viel weiter hilft. Ich werde beim Hersteller anfragen, vielleicht haben die noch ein Datenblatt oder ähnliches.
Mit freundlichem Gruß
Marco WunderlichIch bedanke mich ausdrücklich bei Herrn Wunderlich für die ausführliche Antwort und das Angebot, beim Hersteller nachzufragen zu wollen.
In der Hoffnung, daß es dem einen oder anderen weiterhilft.... ich finde es spannend und hoffe auf einen positiven Ausgang, so daß wir fundierte Unterlagen ggf. vorlegen können
Einen netten Gruß
Manni
ps: Anfrage bei der Dekra Zentrale in Stuttgart läuft - ich hoffe, daß wir dort irgendwas schriftliches bekommen